Noch immer steht die Wrestling-Welt unter Schock. Mit 54 Jahren ist der Ultimate Warrior am Dienstag völlig überraschend verstorben. Einen Tag zuvor stand er noch bei „Monday Night Raw“ (donnerstags, Tele 5) im Ring. BILD blickt zurück und zeigt die größten Momente des Kult-Wrestlers.
Ende der 80er Jahre stieg Jim Hellwig (so sein richtiger Name) zum ersten Mal in den Ring. Zunächst zusammen mit dem späteren „Sting“ als Tag-Team und später allein, mit dem Namen „Dingo Warrior“. Der US-Medienkonzern World Wrestling Entertainment (WWE) und deren Boss Vince McMahon wurden auf den Muskelprotz aufmerksam. Nur der Name musste weg: Was zur Hölle ist denn ein „Dingo Warrior“? – dachte sich McMahon.
Aus Dingo wurde Ultimate: Der Ultimate Warrior war geboren. Trotz geringem Talent ging es für den Warrior ganz schnell nach oben. BILD blickt zurück und zeigt die größten Momente des Kult-Wrestlers.
►11 Momente, die ihn zum Helden der Kindheit machten
Das Debüt
1987 rennt der Ultimate Warrior zum ersten Mal wie ein Bekloppter in einen WWE-Ring – sofort wird er (vor allem bei Kindern) zum Liebling. Lange Haare, Farbe im Gesicht und Schnürre um die dicken Muskeln. Ein zum Leben erweckter Comic–Held.
Dass er eigentlich nur wenige Wrestling-Moves draufhat, geschenkt. Rennen, schnaufen, am Seil wackeln, Gegner umhauen, hochstemmen, draufspringen. Ende!
Der erste Titel
Bereits ein Jahr später darf sich der Warrior das erste Gold um die Hüften schnallen.
Beim „Summerslam“ 1988 prahlte der Intercontinental-Champion Honky Tonk Man mit seinem Erfolg – er war zu dem Zeitpunkt der am längsten regierende IC-Champion aller Zeiten.
Plötzlich erklingt die Musik des Warriors, die Arena flippt aus, Warrior rennt wie ein Wilder um und in den Ring – paff puff, haut den Honky Tonk Man um... und wird neuer Intercontinental Champion, in 27 Sekunden!
Das größte Match aller Zeiten: Hulk Hogan vs. The Ultimate Warrior
Der Höhepunkt seiner aktiven Laufbahn: Champion vs. Champion. Titel vs. Titel. Zum allerersten Mal trifft der Intercontinental-Champion auf den WWE-Champion. The Ultimate Warrior vs. Hulk Hogan: Wrestlemania 6 (1990). Größer geht es nicht!
Im Skydome von Toronto kommt es vor mehr als 67000 Zuschauern zur Schlacht der Titanen. Zwei Publikumslieblinge gegeneinander. Das gab es bis dato auch noch nicht.
Obwohl beide Wrestler nicht gerade mit unbegrenztem Talent ausgestattet sind, wird dies zum ultimativen Wrestlemania-Match. Ein rasendes Publikum, zwei Gladiatoren auf dem Höhepunkt ihrer Karrieren – und nach 30 Minuten die Sensation: Hulk Hogan verliert!
Der Ultimate Warrior wird somit der erste Wrestler, der sowohl den Intercontinental-Titel als auch den WWE-Championship-Titel innehat. Die Kinderzimmer dieser Welt toben!
Die WWE wollte damit eine Staffelübergabe erreichen: Von Hogan, dem Megastar der 80er, zum neuen Star, zum Ultimate Warrior. Richtig klappt das nicht.
Macho Man, Triumph, Tränen
Trotz großer Beliebtheit kann der Ultimate Warrior die Erwartungen der WWE nicht erfüllen. Hogan muss wieder ran! Daher verliert der Warrior im Januar 1991 seinen Titel wieder (an Sgt. Slaughter, der den Titel an Hogan verlieren soll).
Bei der folgenden Wrestlemania 7 trifft der Ultimate Warrior jedoch auf eine weitere Legende: den Macho Man (†). Pikant: Die Feindschaft ist so stark, dass der Verlierer des Kampfes die WWE verlassen muss.
Eine epische Schlacht: Obwohl der Macho Man gleich fünfmal seinen patentierten „Elbow Drop“ vom obersten Ringseil ausführen kann, steht der Warrior wieder auf. Irre! Am Ende eines erneut starken und emotionalen Kampfes kann der Warrior den Macho Man besiegen... Anlauf, Shoulderblock, umhauen! Feierabend. Mit dem Fuss auf des Macho Mans Brust triumphiert der Warrior.
Nach dem Match kommt es zur Wiedervereinigung des Macho Man mit seiner Frau und Managerin Elizabeth. Hach, da fließen die Tränen auf der ganzen Welt.
Der Warrior trifft auf den Undertaker
Nach dem Macho Man wartet bereits der nächste Gegner: der unheimliche Undertaker! Damals (1991) ist der Undertaker noch ein böser Fiesling, der seine besiegten Gegner gerne in einen Leichensack packt. Mag der Ultimate Warrior jetzt nicht so wirklich. Lieber rumrennen, brüllen, schnaufen und Leute umhauen. Pech für den Warrior: Der Undertaker ist ziemlich clever und steckt in mal eben in einen echten Sarg – aus dem sich der Warrior nicht befreien kann.
Danach mischte sich auch noch Jake „The Snake“ Roberts mit und sperrte den Warrior in einen Raum voller Schlangen.
Richtig entschieden wurde diese Fehde leider nicht – auch weil sich der Ultimate Warrior zusammen mit Hulk Hogan um die bösen Iraki-Sympathisanten kümmern musste. Und weil er es sich mit WWE-Boss Vince McMahon verscherzte.
Die Nacht der Schande?
Zusammen mit Hulk Hogan (USA und so) sollte der Ultimate Warrior beim „Summerslam“ 1991 die böse Irak-Front Sgt. Slaughter, Col. Mustafa und General Adnan (es war die Zeit des ersten Golfkriegs) verjagen und besiegen. Doch der Abend verlief für die WWE und den Ultimate Warriors in einer unerwartete Richtung: Glaubt man der Legende, so wollte der Ultimate Warrior einige Wochen vor dem Match plötzlich viel mehr Geld von WWE-Boss Vince McMahon. Wenn er dies nicht bekommt, bleibe er zu Hause, soll er gesagt haben.
Doch das Ultimatum geht nach hinten los. Zwar akzeptiert Vince McMahon die Forderung – doch suspendiert den Warrior unmittelbar nach dem Match–Ende. Der Beginn des Falls des Ultimate Warrior wird eingeläutet.
Comeback bei Wrestlemania 8
Schneller als gedacht, kehrte der Ultimate Warrior in die WWE zurück. Schauplatz ist Wrestlemania 8! Weil Hulk Hogan seinen Abschied von der WWE ankündigt, sucht die WWE nach einem großen Ersatz: der Ultimate Warrior!
Dieser akzeptiert die Anfrage und taucht völlig überraschend nach dem Ende des Matches Hulk Hogan vs. Sid Justice auf – um seinen alten Rivalen Hogan zu retten.
Jedoch hat sich der Warrior verändert. Wo früher Muskeln waren, war jetzt...nix! So wenig Muskeln hatte der Warrior wohl nur zu Schulzeiten. Die WWE zeigt sich enttäuscht – doch die Fans flippen trotzdem aus. Rumrennen, umhauen – geht immer!
Der Ultimate Warrior im Bann des Voodoo-Priesters
Bevor er wieder gegen die Topstars ran darf, muss sich der übermenschliche Warrior mit einem Voodoo-Priester anlegen: dem legendären Papa Shango. Der hat so viel Macht in seinem Kessel, dass er den Ultimate Warrior mal so richtig Bauchschmerzen bereitet. Doch es kommt noch besser. Bei einem Interview läuft dem Warrior plötzlich ganz böse Farbe den Kopf herunter. Krass!
Die Geschichte wird noch verrückter: Während eines Kampfes des Warriors taucht der Voodoo-Priester auf und verhext den Warrior, mit richtig geheimnisvollen Bauchschmerz-Sprüchen. Logisch, der Warrior krümmt sich vor Schmerzen und es haut ihn aus den Seilen. Zu guter Letzt muss der Warrior zum Doktor – den er mal lecker anbricht.
Und wehe einer sagt jetzt noch: „Hey, Wrestling ist total blöd, weil alles nur Show ist.“ Ach echt?
Das letzte große Match – im Wembley-Stadion!
Sein vorerst letztes großes Match bei der WWE bestreitet der Ultimate Warrior beim „Summerslam“ in London, im legendären Wembley-Stadion. Sein Gegner: sein alter Erzfeind, „Macho Man“ Randy Savage. Dieses Mal sind die Vorzeichen aber anders, jetzt sind die beiden gute Kumpels!
Obwohl der Warrior nicht in Topform ist (statt freiem Oberkörper trägt er einen Ringanzug mit aufgemalten Muskeln), bieten die beiden Topstars einen unvergessenen Klassiker. Den Titel kann der Warrior jedoch nicht erringen.
Nur wenige Wochen später ist auch das zweite Kapitel zu Ende. Die WWE ist in einen Steriod-Skandal verwickelt. Auch der Warrior soll auf der Liste der Schuldigen stehen – und bekommt seine Papiere.
Ein letztes Aufflackern in der WWE
Viele Jahre ist es ruhig um den Ultimate Warrior. Doch plötzlich, bei Wrestlemania 12 (1996) ertönt plötzlich wieder seine Musik. Er rennt, er schnauft, er wackelt an den Seilen – und haut Hunter Hearst Helmsley (heute bekannt als Triple H) in 100 Sekunden aus den Socken. Hurra, der Warrior ist wieder da.
Es sollte sein letzter großer Kampf in der WWE bleiben. Nach nur wenigen Wochen kommt es erneut zum Streit mit Vince McMahon. Angeblich hätte die WWE dem Warrior seinen Anteil an den Merchandise-Verkäufen nicht ausbezahlt. Es kommt zum Bruch und die Ikone verlässt die WWE.
Comeback bei der WCW
Aufs Altenteil will sich der Star aber nicht setzen. Sein alter Erzrivale Hulk Hogan holt ihn 1998 zur Konkurrenz-Liga WCW – um noch einmal gegen ihn zu kämpfen. Insgesamt bestreitet der Warrior dort jedoch nur drei Kämpfe. Sein letzter: gegen Hulk Hogan beim „Halloween Havoc“. Der Glanz ist aber verschwunden. Sowohl Hogan als auch der Ultimate Warrior sind lange über dem Zenit angekommen und können nicht an goldene Zeiten anknüpfen.
Ihr Match wird von Experten und Fans als eines der schlechtesten Matches der Wrestling-Geschichte bezeichnet. Unter anderem versuchen sich die beiden an einem Feuer-Stunt. So möchte Hogan dem Warrior mit einem brennenden Feuerball blenden. Nur blöd, dass Hogan das Teil nicht zum Brennen bringen kann – und sich schließlich selber damit blendet. Ein unrühmliches Ende einer großen Wrestling-Karriere.
► Frieden – und Tod
Vergangenes Wochenende fand der Ultimate Warrior seinen Frieden und vereinigte sich nach 18 Jahren mit seiner Wrestling-Familie, mit der WWE. Es sollte sein letzter Auftritt im Rampenlicht sein. Zum Glück für all seine Fans wurde der Warrior noch zu Lebzeiten in die Ruhmeshalle aufgenommen – und konnte sich am Montag bei „Monday Night Raw“ verabschieden.
Auch mit seinem alten Erzrivalen Hulk Hogan (sie waren auch im realen Leben verfeindet) konnte er vergangenes Wochenende Frieden schließen. Nach dem plötzlichen Tod des Warrios, twitterte Hulk Hogan:
„Wir haben geredet, uns einander vergeben, uns umarmt, Hände geschüttelt und uns gegenseitig gesagt, dass wir uns lieben. Es ist so traurig. Gott schütze seine wunderbare Familie.“